Samstag, 15. Juni 2013

Kenianer

Hallo meine Lieben!
Ich habe mir ja vorgenommen, wieder oefters was hier zu schreiben. Ab und zu komme ich schliesslich doch ein wenig aus dem Bueroalltag raus und sammle Erfahrungen, die auch andere Menschen unter Umstaenden vielleicht ja interessieren koennten :)


Vorneweg, mein Kiswahili ist mittlerweile, glaube ich, echt gut! Fliessend wird es wohl leider nicht mehr, aber ich kann mittlerweile problemlos auch ohne Englisch shoppen und muss deswegen nun seltener Auslaenderpreise bezahlen. Nachrichten kann ich mittlerweile auch in der Nationalsprache verfolgen - allerdings reime ich mir viel durch die Bilder und den Kontext zusammen, muss ich zugeben. Ich hoffe, ich werde in Deutschland dazu in der Lage sein, meine Sprachkenntnisse weiter zu vertiefen (dabei helfen tun jetzt schon ein Woerterbuch und meine English-Swahili-Dictionary-App ;) ).

Meinen Blog werde ich trotzdem auch in den letzten paar Wochen auf Deutsch weiterfuehren, keine Angst.

Also, zurueck zum Titel. Kenianer. Kenianer sind ein lustiges Volk. Ich habe glaube ich schonmal erwaehnt, wenn nicht, tut es mir Leid, dass in Kenia Angehoerige von etwa 42 Ethnien leben. In meinem - kenianischen - Freundeskreis befinden sich Zugehoerige der Luhya, der Luo, der Kikuyu, der Meru, der Giriyama, der Taitas, der Maasai, natuerlich der Swahilis und auch Araber und Indo-Afrikaner sind dabei. Achtung, die folgenden Absätze sind VOLL mit Stereotypen und dementsprechend mit Vorsicht zu genießen und nicht ganz ernst zu nehmen!

LUHYA
Laut Lonely Planet (dem Reisefuehrer) sind Luhyas immer noch recht stark aberglaeubisch. Von meinem Lieblingsluhya habe ich gelernt, dass man unbedingt links und rechts auf den Boden spucken muss, wenn es irgendwo, wo kein Essen ist, auf einmal nach Essen riecht. Sonst wird man naemlich verhext. Ausserdem gibt es Meerjungfrauen. Habe ich gelernt...
Bei den anderen Kenianern sind Luhyas als Esser bekannt. Von meinen persoenlichen, generalisierenden Erfahrungen her geht es dabei eher um die Menge als um die kulinarische Vielfalt. Leider erwarten sie auch von ihren Gaesten, dass ihre Maegen genausoviel Fassungsvermoegen haben. "Nimeshiba" heisst uebrigens Ich bin satt.

LUO
Luos sind verhaeltnismaessig die schwaerzesten Kenianer. Und dabei geht es wirklich um die Hautfarbe. Natuerlich sind nicht alle Pechschwarz und auch unter den anderen gibt es sehr braungebrannte, aber generell sind Luos schon recht dunkel.
Man sollte sich uebrigens nicht mit Luos anlegen! Gut, das sollte man generell mit keinem, aber das Vorurteil schlechthin, mit dem Luos konfrontiert werden ist: Sie sind prima Steinewerfer. Wie Heckenscharfschuetzen mit ihrem Heckenscharfschuetzengewehr koennen sie mit noch so kleinen Kieselsteinen aus grosser Entfernung ihr Ziel treffen. Und aus der Naehe natuerlich auch. :P
Luos essen uebrigens am liebsten Fisch. Das liegt daran, dass sie meistens am Lake Victoria angesiedelt sind.

KIKUYU
"Ich bin nicht tribalistisch. Aber die Kikuyu!!!"
So oder so aehnlich kommentieren die meisten Kenianer Tribalismus. Die Kikuyus haben die meisten Mitglieder, stellten bisher drei von vier kenianischen Praesidenten und waren auch die, die sich damals am effektivsten und am meisten mit den Kolonialmaechten angelegt haben, um das Land in die Unabhaengigkeit zu fuehren. Sie sind bekannt fuer ihr Geschaeftsdenken und ihre Geldgeilheit. Dafuer kann man ihnen leider nicht trauen - vor allem in Acht nehmen sollte man sich als Nicht-Kikuyu vor Kikuyu-Frauen... Denn, heiratet man eine, bringt sie einen frueher oder spaeter um. (Anm.: Gerade eben wurde mir noch erzaehlt, dass weibliche Kikuyus regelmaessig Maenner verpruegeln, vor allem in Nyeri... Falls da irgendwer mal hinreisen wollte... :P)
Ich mag meine Kikuyu-Freunde, moechte ich uebrigens noch hinzufuegen.

MERU
Die Meru sind verwandt mit den Kikuyus und wohnen in und um Meru. Das ist das groesste Miraa-Anbaugebiet in Kenia. Miraa ist eine - zumindest in Kenia - legale Droge. Man kaut die Staengel, bis sich ein Klumpen im Mund bildet (normalerweise kaut man gleichzeitig Kaugummi, um den Geschmack zu neutralisieren) und dann... Muss man nicht mehr schlafen und das Hungergefuehl reduziert sich auch. Man kann davon abhaengig werden und abgesehen von den haesslichen Zaehnen, die die meisten regelmaessigen Kauer haben, gibt es noch andere unschoene Nebenwirkungen. Vorallem in Meru ist das ein grosses Problem, aber auch bei Muslimen an der Kueste ist das ganze sehr populaer. Ich habs einmal mitgemacht. Ist ne Erfahrung wert, aber nicht so wirklich meins ;)

GIRIYAMA
Die 9 ethnischen Gruppen an der Kueste gehoeren zu den Mijikenda. Darunter fallen z.B. die Digo, aber auch die Giriyama. Die sind fast noch aberglaeubischer als Luhyas!
Letzten Montag habe ich einen nach Kaloleni begleitet, wo wir an seiner ehemaligen Grundschule mit den Schuelern geredet haben. Weil der Termin natuerlich verschoben worden war (nachdem wir bereits angekommen waren), habe ich einen sehr guten Einblick in die Giriyama-Kultur erhalten koennen, bei Tee, Mittagessen und Fuehrung durch das Dorf von Verwandten.
Es gibt verschiedene Pflanzen in Kaloleni. Zum Beispiel ein Kraut, das man pfluecken und dann in der Hand druecken muss. Wenn man dann ganz intensiv bittet wird ein Wunsch war. Wenn ein Schueler zum Beispiel zu spaet dran ist, kann er mithilfe dieser Pflanze die Gnade des Lehrers erhalten. Bloederweise klappt das ganze nur, wenn man die magische Kraft nicht ausreizt......

TAITA
Die Taita und Taveta mag glaube ich eigentlich jeder. Niedliche, freundliche Menschen. Frueher wars ihr Brauch, die Schaedel von verstorbenen wieder auszubuddeln und dann in irgendwelchen Hoehlen zu stapeln... (Das habe ich mir mit Franzi in Wundanyi angeschaut, habe ich glaube ich mal erwaehnt).
Die Kinder haben die dann immer entfernt, um damit zu spielen. Dabei sind im Laufe der Jahre ziemlich viele kaputt gegangen...

MAASAI
Mit den Maasai habe ich ja schon ziemlich viel Zeit verbracht. Aus der Perspektive anderer ethnischer Gruppen sind die Maasai sehr zurueckgeblieben, lieben ihre Rinder und leben nur von Milch und Fleisch.
Das war vielleicht frueher mal so - zugegeben, es gibt immernoch einige fast urspruenglich lebenden und die Maasaikultur wird von vielen stolz weitergetragen, sogar wenn sie in Grossstaedte kommen. Nairobi liegt uebrigens in einem urspruenglichen Maasaigebiet und ueberall sind die Maenner als Askaris, also Sicherheitsleute, gefragt.
Die Maasai machen eigentlich nur etwa 2% der Bevoelkerung aus, sind aber doch mit die bekanntesten. Vorallem litten und leiden die frueher ausschliesslich nomadisch lebenden Maasai unter der Wegnahme von Land, also Landgrabbing. Dadurch, dass grosse Teile ihres Weidegebietes zu Nationalparks erklaert worden sind, frueher von weissen Siedlern beschlagt nahmt worden ist und heute von ungebildeteren Maasai an unethische Unternehmer verkauft wird.

SWAHILIS muesste ich wegen meiner Familie eigentlich einen eigenen Blogpost widmen, ARABER und INDO-AFRIKANER (die, in meinem Bekanntenkreis, alle muslimisch sind), wuerde ich dann dort eher auffuehren, da die Religion die Kultur hier in Kenia stark praegt. Ich moechte aber hinzufuegen, dass sich der Islam nicht auf die drei letztgenannten ethnischen Gruppen vor Ort beschraenkt - auch unter Kikuyus, Mijikendas und Maasai gibt es Muslime.

Liebe Gruesse aus Kenia,
eure Tabea!

PS: Im Moment ist Mombasa richtig kalt :( Gefuehlt jedenfalls. Ich werde, zurueck in Deutschland, definitiv erfrieren.

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